Subcultural Years: Wie Lonsdale zur Modemarke wurde

In den Trainingshallen und Boxringen war Lonsdale im Laufe der 1960er Jahre zu einem gewohnten Anblick geworden, als zu Beginn der 1970er Jahre etwas Überraschendes passierte.

Rund um Musikstile wie »Ska«, »Early Reggae« und »Northern Soul« entstand in England eine vitale subkulturelle Szene. Wochenende für Wochenende mischten sich in den Clubs weiße Jugendliche der englischen Arbeiterklasse mit der Welt der jungen schwarzen Migranten. Ein »proletarisches« Selbstverständnis, exzessives Tanzen und Feiern, die Nacht zum Tag machen: Das war nichts für das britische Establishment, das die Welt noch sehr nach Klassen und »Rassen« sortierte.

Black and White united

Was viele heute nicht wissen: Kulturgeschichtlich betrachtet war dieser sub- und multikulturelle »Melting Pot« der Ursprung der frühen Skinheads, die aus den weißen »Mods« (kurz für »Modernists«) und den schwarzen »Rude Boys« entstanden. Die Hautfarbe hatte keine Bedeutung. Es ging um ein Lebensgefühl, das miteinander verband und viel mit Klassenbewusstsein und Musik zu tun hatte. Wie überall in Subkulturen spielten Stil und Mode eine große Rolle.

Eine Reihe von englischen Marken wurden in dieser Szene, die sich weltweit ausbreitete, populär. So auch Lonsdale. Das Ladenlokal im damaligen Szeneviertel Soho unweit der Carnaby Street mochte hier eine gewisse Rolle gespielt haben.

Von der reinen Sportmarke zur Streetwear

Dazu kam, dass die Boxsportmarke gut zum handfesten Selbstverständnis der Szene gepasst haben dürfte. Fortan war Lonsdale jedenfalls nicht nur in den Boxgyms zu sehen, sondern auch auf der Straße und in den Clubs – ein frühes Beispiel dafür, wie Kleidung aus den praktischen Kontexten von Sport oder Beruf zu einem subkulturellen Zeichen wurde. Für Lonsdale sollte das neben der Wurzel des Boxsports bis heute prägend bleiben.